Notfallplan Norovirus

07.02.2017 - Hygiene

Artikel von Albert Keel

Notfallplan Norovirus

Landauf landab hört man insbesondere in den Spätherbst- und Wintermonaten von Infektionen mit dem Norovirus. Und nicht nur in Heimen und Spitälern bricht dieser aus, sondern auch in der Gastronomie und in Schulen. Wen es einmal erwischt hat, der weiss, wie belastend alles sein kann. Nicht nur für die Betroffenen, auch für die Mitarbeitenden und die Institution selber. Und «Gefahr gebannt!» ist ein Trugschluss.

Noroviren sind Durchfallerreger. Die Übertragung erfolgt über den Mund oder die Nase. Erkrankte leiden an schwallartigem Erbrechen und starkem Durchfall. Noroviren sind weltweit verbreitet. Es gibt keine Medikamente bzw. Impfungen zur Vorbeugung.

Erreger und Übertragung
Noroviren sind für die Mehrzahl der nicht bakteriell bedingten Durchfälle verantwortlich. Da sie sehr infektiös sind (10 bis 100 Viren genügen für eine Übertragung), kommt es überall dort zu gehäuftem Krankheitsauftreten, wo Menschen auf engem Raum zusammenleben. Dies ist insbesondere in Familien, Heimen, Spitälern, Kasernen und Kindergärten sowie auf Kreuzfahrtschiffen der Fall. Die Übertragung erfolgt über den Mund, durch Kontakt mit der Haut (z. B. verunreinigte Hände) bzw. mit Objekten (z. B. kontaminierte Türfallen), durch Inhalation der in der Luft schwebenden feinen Tröpfchen (z. B. nach Erbrechen) oder durch Konsum von verunreinigten Lebensmitteln bzw. Wasser. Noroviren sind sehr resistent gegen Umwelteinflüsse (z. B. gegen Temperaturschwankungen) und können auf verunreinigten Flächen mehr als 12 Tage lang ansteckend bleiben.

Krankheitsbild
Die Krankheit bricht in der Regel 12 bis 48 Stunden nach der Ansteckung aus; meist abrupt mit oft schwallartigem Erbrechen, starkem Durchfall und häufig begleitet von Bauch-, Muskel- und Kopfschmerzen. Vereinzelt kommt noch Fieber dazu. Nach 2 bis 3 Tagen ist die Krankheit überwunden. Als Behandlung ist vor allem auf genügend Flüssigkeitszufuhr zu achten.

Verbreitung und Häufigkeit
Noroviren sind weltweit verbreitet. In Europa treten Infektionen vor allem in den Wintermonaten auf, sie können aber über das ganze Jahr durch Import aus anderen Regionen der Welt ausgelöst werden. In der Schweiz erkranken pro Jahr schätzungsweise 400’000 Menschen an einem durch Noroviren verursachten Brechdurchfall.

 

Erkennen eines Ausbruchs

Damit die weitere Ausdehnung eines Ausbruchs möglichst schnell gestoppt werden kann, muss dieser als solcher überhaupt erkannt werden:

Kriterien für einen Norovirus-Ausbruch

Verdacht auf einen Norovirus-Ausbruch besteht bei Auftreten von mindestens zwei in einem Zusammenhang (betrifft Zeit, Ort, Person (Patienten/Bewohner und/oder Personal)) stehenden Fällen, bei denen die Symptome einer Norovirus-Erkrankung auftreten.

  • Erbrechen ist häufiger als Durchfall
  • Fieber tritt neben Erbrechen/Durchfall nur selten auf
  • zwei oder mehr Personen erfüllen die klinische Falldefinition der akuten Gastroenteritis (Magen-Darm-Entzündung)
  • Anzahl erkrankter Mitarbeitenden grösser als erkrankter Patienten/Bewohner sind die Regel in Institutionen, die Patienten mit grossem Pflegeaufwand betreuen.

 

Schweregrad

Bevor Massnahmen ergriffen werden, lohnt es sich, sich einen Überblick über das Ausmass des Ausbruchs zu verschaffen. Dabei helfen folgende Angaben:

  • Anzahl erkrankter Personen,
  • Angabe zu Erkrankungsdatum,
  • Unterscheidung Patienten oder Personal,
  • Anzahl erkrankter Patienten/Bewohner/Personal pro Abteilung bzw. Stockwerk und
  • Anzahl betroffener Zimmer

 

Einleiten der Massnahmen

Entscheidend ist das möglichst schnelle Einleiten der Massnahmen:

  • Ein Zuwarten («Weiteres Vorgehen je nach Verlauf des Ausbruchs») ist nicht der Situation angepasst und führt zu einer raschen Zunahme von Erkrankungen.
  • Resultate von Stuhluntersuchungen sollten ebenfalls nicht abgewartet werden, da das Virus eine sehr kurze Inkubationszeit hat (12 bis 48 Stunden) und deshalb die Gefahr besteht, dass sich bis zum Erhalt des Resultats weitere Personen anstecken.

Meldungen
Ein Norovirus-Ausbruch in einer Institution ist meldepflichtig. Die Meldung erfolgt durch die zuständigen Ärzte an den Kantonsarzt mittels des BAG-Formulars. Das Meldesystem des Bundesamts für Gesundheit erfasst nur Häufungen von Erkrankungen, wie z. B. von Norovirus-Erkrankungen. Einzelne Erkrankungen sind hingegen nicht meldepflichtig.

Probenuntersuchung
In der Regel genügt es, zu Beginn des Ausbruchs den Stuhl von 2-3 erkrankten Personen mit Durchfall auf Noroviren zu untersuchen. Es macht keinen Sinn, bei allen Patienten mit den typischen Beschwerden Stuhluntersuchungen zu veranlassen.
Durchführung der Probenentnahme und Versand gemäss medizinisch-diagnostischem Labor.