Ivan Skender: «Auch Menschen mit Beeinträchtigung brauchen ein Selbstwertgefühl»

02.04.2019 - Menschen

Artikel von Albert Keel

Ivan Skender Auch Menschen Mit Beeintraechtigung

Wie sähe Ihr berufliches Leben aus, wenn Sie physisch oder psychisch beeinträchtigt wären? Lebensträume hinterfragen und rationalisieren müssen? Lebensräume wie der Arbeitsplatz erhalten neue Dimensionen und Wertigkeiten. Die Stiftung St. Jakob in Zürich wirkt an der Schnittstelle von geschütztem Lebens- und Arbeitsraum und gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Wildbahn.

Doch auch in solch geschützten Institutionen ist der vorherrschend hohe Qualitätsanspruch allgegenwärtig. Gegenüber Kunden und Partnern gilt sogar die Null-Fehler-Toleranz, so Ivan Skender, Bereichsleiter und Geschäftsleitungsmitglied. Er erzählt warum sozialer und wirtschaftlicher Anspruch sich nicht ausschliessen müssen und welche Rolle das persönliche Selbstwertgefühl dabei spielt.

MAKK: Einen Beruf zu erlernen und arbeiten zu können, ist ein wichtiger Schritt zur Selbständigkeit – insbesondere für beeinträchtigte Menschen. Mit welchen Herausforderungen sind diese Menschen heute dabei konfrontiert?

Ivan Skender: Wir definieren uns über unseren Beruf, unsere wirtschaftliche Leistung. Die freie Berufswahl ist bei Menschen mit besonderen Bedürfnissen eingeschränkt. Eine Arbeit in der freien Wirtschaft zu finden ist schwierig. Anforderungen, Erwartungen und Arbeitsdruck wachsen rasant. Menschen mit Beeinträchtigung können mit dem Tempo oft nicht mithalten. Die geschützten Arbeitsplätze in der Stiftung St. Jakob sind mit Rücksicht auf Potential, Belastbarkeit und Fähigkeiten jedes einzelnen angepasst. Dennoch herrscht bei uns kompromissloser Qualitätsanspruch. Wir bieten unseren Kunden qualitativ hochwertige Dienstleistungen und Produkte an, mit einer Null-Fehler-Toleranz.

MAKK: Wie profitieren Ihre Mitarbeitenden und wirtschaftlichen Partner vom ausgebauten Standort mitten in Zürich und dem neuen, erweiterten Angebot?

Ivan Skender: Die Stiftung St. Jakob vereint am neuen Standort sieben verschiedene Branchen. Wir sind sehr breit aufgestellt und können so unserem Stiftungszweck gerecht werden, möglichst viele geschützte Arbeitsplätze anzubieten. Diese sollen interessant, abwechslungsreich und sinnstiftend sein. Am neuen Standort können wir diesen Anforderungen gerecht werden.
Unseren Kunden gegenüber sind wir dadurch in der Lage, einerseits neue Dienstleistungen anzubieten, andererseits die Synergien optimaler zu Nutzen und sie entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu unterstützen.

MAKK: Mit diversen Produkten von MAKK haben Sie Arbeitsräume neu ausgerüstet und aufgewertet. Wie haben Ihre Mitarbeitenden und ihr Unternehmen davon profitiert?

Ivan Skender: Bei MAKK haben wir individuelle, an unsere Bedürfnisse angepasste Lösungen gefunden. Garderobenequipment für enge Platzverhältnisse, Arbeitsmittel für unsere Wäschelogistik oder Stühle und Tische für Ergonomie und optimale Arbeitsbedingungen, insbesondere für unsere Mitarbeitenden mit körperlichen Beschwerden.
Wir bieten neuerdings Dienstleistungen für die Pharma- und Kosmetikindustrie in Sauberräumlichkeiten an, GMP-Good Manufacturing Practice. Ohne die qualifizierten Produkte von MAKK könnten wir die behördlichen Anforderungen gar nicht erfüllen.

MAKK: Als wirtschaftlich ausgerichtetes Sozialunternehmen mit rund 500 Mitarbeitenden orientieren Sie sich klar an Leistungskriterien des Marktes. Wie vereinen Sie soziales Engagement, individuelle Beeinträchtigungen Ihrer Mitarbeitenden und wirtschaftliche Ziele?

Ivan Skender: Wir schaffen Arbeitsplätze und bieten auf diese Weise eine Tagestruktur. Durch Marktleistung erzielen wir bei unseren Mitarbeitenden das für eine erfolgreiche Integration in der Gesellschaft nötige Selbstwertgefühl. Dies ist unser soziales Engagement. Die Kunden aus Industrie und Gewerbe profitieren von unseren nachhaltigen Dienstleistungen als verlängerte Werkbank. Um die Ziele zu erreichen, braucht es begeisterte und motivierte Mitarbeitende sowie ausgebildetes Fachpersonal, welches tagtäglich mit viel Herzblut dabei ist.

MAKK: Was träumen Sie mit offenen Augen, wenn Sie an die Stiftung St. Jakob denken?

Ivan Skender: Die Vision der Stiftung St. Jakob lautet: «Sinnstiftende Arbeit als wertvoller Lebensinhalt für Menschen mit besonderen Bedürfnissen». Wenn wir es schaffen, in Zukunft noch mehr geschützte Arbeitsplätze zu schaffen und noch attraktiver zu werden als Arbeitgeber für Fachkräfte, dann bin ich glücklich.

Stiftung St. Jakob
Ivan Skender
Bereichsleiter Ausrüsterei / GMP / Digitalisierung
Viaduktstrasse 20
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