Christian Rentsch: Menschlichkeit statt Stoppuhr

26.11.2019 - Arbeitssicherheit, Hygiene, Menschen, Umwelt

Artikel von Beate Kurth

Christian Rentsch Menschlichkeit Anstatt Stopuhr 2

Christian Rentsch kam als Quereinsteiger aus der Industrie zu seiner heutigen Stelle im Alters- und Pflegeheim «Zum Eibach» in Gelterkinden BL. Warum er jeden Tag glücklich ist über diese Entscheidung, wie er technisch am Ball bleibt und was er anders machen würde, wenn das «zum Eibach» heute nochmal neu gebaut würde ‒ das alles erfahren Sie im Interview.

Christian Rentsch: Menschlichkeit statt Stoppuhr

MAKK: Sie sind Mitglied der Heimleitung und verantwortlich für die gesamte Technik und Sicherheit, für die Reinigung und die Wäscherei. Ein grosses und sehr vielfältiges Aufgabengebiet. Welches davon ist Ihr liebstes?

Christian Rentsch: Als Mechaniker liegt mir natürlich die Technik am nächsten. Sie ist mein ursprüngliches und daher liebstes Aufgabengebiet. Die Reinigung und Wäscherei sind im Laufe der Jahre dazu gekommen, wobei ich auch diese beiden Fachgebiete anspruchsvoll und sehr interessant finde. Vor allem auch wegen dem persönlichen Kontakt mit unserer Kundschaft. Das bereichert meine Arbeit sehr.

MAKK: Vor 14 Jahren sind Sie von der Industrie ins Alters- und Pflegeheim zum Eibach gekommen. Was waren die Gründe für diesen Wechsel?

Christian Rentsch: Ich war 15 Jahre lang als Gruppenleiter in der Industrie tätig. Mehr und mehr wurde diese Arbeit aber nur noch von der Stoppuhr diktiert, und ich musste diesen Druck an meine Mitarbeitenden weitergeben. Das machte mir immer weniger Freude und mit der Zeit wuchs der Wunsch nach einer Veränderung in mir. Ich hatte das Glück im «zum Eibach» eine Anstellung zu bekommen und mich dort weiter zu entwickeln. Persönlich und fachlich.

MAKK: Geht es in einem Heim beschaulicher zu und her als in der Privatwirtschaft?

Christian Rentsch: Ein grosses Pensum an Arbeit muss auch in dieser Branche bewältigt werden und den Kostendruck im Gesundheitswesen bekommen auch wir zu spüren. Beschaulicher würde ich also gar nicht sagen. Jedoch steht die Menschlichkeit deutlich im Vordergrund. Gegenüber den Bewohnern sowie unter den Mitarbeitenden. Das ist der grösste Unterschied zwischen der Arbeit in einer sozialen Institution und der Privatwirtschaft.

MAKK: Sie sind gelernter Landmaschinen-Mechaniker und Kunststoff-Technologe. Und besitzen das Hauswart-Diplom. Hat man jemals ausgelernt in Ihrem Job?

Christian Rentsch: Wer sich nicht ständig weiterbildet und am Ball bleibt, verliert in der heutigen technologiebasierten Zeit schnell den Anschluss. Über Fachzeitschriften und Berichte im Internet halte ich mich auf dem Laufenden über Neuerungen und Themen aus meinem Tätigkeitsfeld. Ich verfolge die Innovationen, hinterfrage sie – und je nach Bedarf schlage ich vor, sie einzuführen.
Vor 50 Jahren genügte es, eine Lampe anschliessen zu können. Heute muss ein Hauswart komplexe Systeme verstehen und bedienen können.

MAKK: Vor fünf Jahren wurde das Alters- und Pflegeheim «zum Eibach» neu gebaut. Welche gebäudetechnischen Innovationen konnten Sie einfliessen lassen? Und: haben sie sich bewährt?

Christian Rentsch: Wir haben keine Experimente gemacht und eher auf bewährte Technik gesetzt. Aber wir haben eine ganz moderne Lichtsteuerung mit automatisierten Zeit- und Lichtprofilen eingebaut. So leuchtet im ganzen Haus jeweils das notwendige Licht und die Mitarbeitenden sind entlastet vom ständigen Ein- und Ausschalten und Anpassen der verschiedenen Lichtquellen. Und wir haben jederzeit eine den äusseren Lichtverhältnissen angepasste, perfekte Beleuchtung im Haus. Dies hat sich sehr bewährt.

MAKK: Wenn Sie heute noch einmal neu bauen könnten: Gibt es sinnvolle technische Neuerungen, die Sie auch noch gern hätten?

Christian Rentsch: Aufgrund der überschaubaren Grösse haben wir noch kein Gebäudeleitsystem. Heute würde ich mir ein solches wünschen. Die Kontroll- und Einflussmöglichkeiten in die haustechnischen Anlagen wie Heizung und Lüftung wären komfortabler und nachvollziehbarer. Und was die Lüftung betrifft, würden wir heute die aussen liegenden Bewohnerzimmer komplett von den innen liegenden Versorgungs-, Aufenthalts- und Büroräumen trennen. Die Anforderungen der beiden Nutzergruppen sind einfach zu unterschiedlich.

MAKK: Das Berufsbild Facility Management, wie sich heute der Gebäudeunterhalt auch nennt, hat eine Aufwertung erfahren und ist in den letzten Jahren viel anspruchsvoller geworden. Man bekommt jedenfalls diesen Eindruck, denn Aus- und Weiterbildungen auf dem Gebiet der Hauswartung sind wie Pilze aus dem Boden geschossen. Ist das ein Hype oder eine Notwendigkeit?

Christian Rentsch: Aus- und Weiterbildungen sind wichtig und notwendig. Heute gibt es tatsächlich für jedes Gebiet eine eigene Schulung oder einen eigenen Kurs, viel mehr als früher. Das Aufgabengebiet ist durch die zunehmende Weiterentwicklung der Technik auch viel anspruchsvoller geworden. Etwas salopp gesagt: Vor 50 Jahren genügte es, eine Lampe anschliessen zu können, heute muss ein Hauswart komplexe Systeme verstehen und bedienen können und sich mit unzähligen Materialien und Reinigungsmitteln auskennen. Die Umbenennung des qualifizierten Hauswartes oder Hausmeisters zum Facility Manager oder Leiter Facility Management hat sicher auch mit dem boomen der englischsprachigen Berufsbezeichnungen zu tun. Je nach Tätigkeitsfeld wird die eine oder andere Bezeichnung mehr verwendet.

Die Ordnung im Gebäude soll klar, strukturiert und einfach sein. Denn Ordnung gibt Sicherheit. Und die ist wichtig in einem Alters- und Pflegeheim.

MAKK: Sie sind auch für die gesamte Wäscherei zuständig. Wie gut sind Sie vorbereitet auf Gefahren wie zum Beispiel den Norovirus?

Christian Rentsch: Die Arbeitsabläufe sind in einem solchen Fall klar definiert und werden in regelmässigen Abständen geschult und durchgespielt. Externe Hygiene-Audits überprüfen zudem die Hygiene-Standards im ganzen Haus. Ich denke, wir sind bestens vorbereitet.

MAKK: Unser Firmen-Motto lautet «Alles in Ordnung.» Wie wichtig ist Ihnen Ordnung? Gibt es für Sie einen Zusammenhang zwischen äusserer Ordnung und innerer Klarheit?

Christian Rentsch: Darüber habe ich mir noch nie vertieft Gedanken gemacht, eine interessante Frage. Die Ordnung bzw. geordnete Arbeitsabläufe mit den entsprechenden Arbeitshilfsmitteln sind in einem Altersheim aus meiner Sicht wichtig und notwendig, weil die Mitarbeitenden bei uns auf verschiedenen Gruppen eingesetzt werden. Die Ordnung im Gebäude soll klar, strukturiert und einfach sein. Denn Ordnung gibt auch Sicherheit. Und Sicherheit ist wichtig in einem Alters- und Pflegeheim.

Christian Rentsch

Leiter Technik & Sicherheit, Mitglied der Heimleitung
Alters- und Pflegeheim zum Eibach, Gelterkinden BL

Das Alters- & Pflegeheim zum Eibach in Gelterkinden BL bietet betagten Menschen ein wohnliches Zuhause, in dem sie sich sicher und geborgen fühlen können. Die Selbständigkeit der Bewohnerinnen und Bewohner soll erhalten und gefördert werden, und die Bedürfnisse nach Individualität und Selbstbestimmung werden geschützt. Die Bewohner leben in einem herzlichen Umfeld, wo Persönlichkeit, Würde und Respekt gelebt werden. 84 Bewohnerinnen und Bewohner haben im Eibach ihr Zuhause gefunden.

www.zumeibach.ch